Dieses Jahr war mein 5. Start zur Doppel-RTF in Bimbach, einem kleinen Dorf südlich von Fulda. Die Strecke - 155 km mit gut 2.000 Hm - wird samstags linksrum und sonntags rechtsrum gefahren. Die Strecke zeichnet sich neben einigen längeren Anstiegen durch viele kurze, giftige Steigungen aus, es ist schwierig, einen Rhythmus zu finden. Die Organisation ist professionell (die machen das schon seit fast 30 Jahren!), Startgeld 5,00 Euro, die Verpflegung mit Bananen, Apfel und Bahlsen-Keksen etwa spartanisch, aber es reicht. Klasse sind die Getränke vom Sponsor.
Bei der Anfahrt am Freitag machte ich einen kleinen Abstecher zum legendären Elters-Anstieg: schnurgerade geht es 1.700 m den Berg hoch mit durchschnittlich 8 % und in der Spitze gut 17 %. An dieser Steigung bin ich in den Anfangsjahren fast „verreckt“, aber mit dem neuen Rad (2 kg weniger) und zusätzlich rund 8 kg abgespeckt, ist die Steigung kein Problem. Ich brauchte nicht einmal den kleinsten Gang, bin fast ein wenig enttäuscht.
Am nächsten Morgen bin ich um 7.45 Uhr am Start. Das Wetter ist sonnig aber kühl mit deutlichem Wind, kurze Sachen und Windjacke reichen. Wie immer bei RTFs im Süden trifft man am Start keine Gruppen, jeder startet, wann es ihm passt und sucht sich auf der Strecke seine Begleiter. In flotter Fahrt geht’s los, teils allein, teils mit kurzer Begleitung. Am ersten Verpflegungspunkt (Margretenhaun) hatte ich nach 24 km mit einem Schnitt von rund 29 km/h schon 150 Hm gewonnen, da kann man nicht meckern.
Allein ging’s weiter, jetzt immer leicht aufwärts. Vor mir nur Einzelfahrer, die alle zu langsam sind. Dann der Anstieg zum Elters mit Minimum 9 km/h. Da werde ich doch tatsächlich von einem Einzelfahrer locker überholt! Na, soll mir recht sein, es kommt gleich ein langes relativ ebenes Stück mit Wind von schräg vorn, da ist Arbeitsteilung angesagt. Stark, wie der vorne fährt, dann wechseln wir, und dann fällt er raus, muss sich mit einmal seine Kräfte einteilen, wie er mir noch zuruft. So geht es allein gegen den Wind. Dann kommt bei km 55 der Anstieg zum Schwarzen Moor, rund 4 km mit 6 % Steigung, gut zu fahren. Jetzt nicht überzocken, gleichmäßig kraftvoll treten, der Tag ist noch lang. Beim Höhenschild 600 m schaue ich mal auf die Uhr. 10 min für 100 Hm wäre ein akzeptabler Wert. Nach zehn Minuten immer noch kein Schild! Das kam erst nach 14 Minuten und lautete auf 800 Hm.... Auf der Hochebene kalt, allein, heftiger Wind von vorn. Es hilft nichts, klein machen, treten. Auf der Abfahrt nach Fladung (10%) fängt das Rad bei böigem Seitenwind und über 50 km/h an zu schlingern, ich bremse ab, das Schlingern will nicht aufhören. Das Karbonrad verhält sich wie ein nervöses Rennpferd, ganz anders als mein alter Alu-Klepper. Anhalten, durchatmen, dann ganz konzentriert weiterfahren, dem Rad und mir gut zureden. Am Verpflegungspunkt in Fladung (75 km) habe ich immerhin noch einen Schnitt von 27 km/h.
Nun kommt das härteste Stück, ich bin guter Dinge, aber der „Mann mit dem Hammer“ wartet schon. Ich fahre wieder allein. Zwei Anstiege von je 1.000 m Länge und in der Spitze 13% und 14 %, dann runter nach Bischofsheim, und dann kommt der Anstieg zum Schwedenwall mit endlosen 4,5 km und rund 300 Hm. Mit einmal geht gar nichts mehr, jetzt muss der kleinste Gang her, es geht nur noch darum, anzukommen. Ein Pärchen überholt mich, er schiebt sie locker hoch. Dann überholt mich der Totgesagte vom Elters-Anstieg, fährt locker an mir vorbei. Deprimierend! Einen Kilometer später sehe ich ihn am Rand schieben. Ich lege mir schon einen schönen Spruch zurecht, da steigt er 50 m vor mir wieder aufs Rad und fährt mir davon.
Auf der Verpflegungsstation Schwedenwall (111 km) beträgt der Schnitt noch 25,3 km/h, ich bin richtig kaputt, mir schmecken weder Getränk noch Bananen/Kekse. Zum Glück habe ich einen der Zauberriegel von Lilia in der Tasche, die die Lebensgeister wieder wecken.
Jetzt geht es im Prinzip abwärts, von zwei 1,5 km langen Gegenanstiegen abgesehen, die vielen kleinen Anstiege vergessen wir mal. Jetzt kommen auch kleine schnell fahrende Gruppen. Hinter so einem 2,5 Zentner-Tier herzufahren, ist ein Vergnügen, wenn nur die vielen Gegenanstiege nicht wären.
Letzter Verpflegungspunkt Weyhers (131 km). Ich will es wissen und noch etwas für den Schnitt tun. Wieder allein auf der Strecke, dann schnellere Gruppen, die mich bei jedem kleinen Gegenanstieg abschütteln. Mit einem Schnitt von 26,6 km/h bin ich nach 5:47 Std. im Ziel.
Den Sonntag habe ich ein klein wenig ruhiger, wenn auch nicht langsam, angehen lassen, es fehlten doch einige Körner. Jetzt waren auch die Marathonis auf der Strecke, denen wir immer wieder begegneten. Kurze Strecken konnte ich mithalten. Ein- drucksvoll, wie die auf ebener, guter Strecke kilometerlang 45 km/h fuhren, ohne zu wechseln, da hatten die schon über 160 km und rund 3.000 Hm in den Beinen. 2/3 der Strecke fuhr ich allein, den Elters ging es auf schnurgerader Straße mit 76 km/h runter. Die letzten 20 km bin ich in netter Begleitung plaudernd gefahren, heraus kam immerhin noch ein Schnitt von 25,7 km/h.
Fazit: Eine schöne Veranstaltung, die ich nur empfehlen kann. Und fürs nächste Jahr liebäugel ich mit dem Marathon...
- Klaus
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